Donnerstag, 14. Mai 2015

Reif



Auf meinen Kopf legt sich der Reif
reif mein Herz jetzt wird und ich begreif
dass all mein Leben Vorarbeit nur war
und alles Streben ohne Sinn.

Hinfällig das Wissen im Kopf
nur Gedöhns und Geklopf von Sprüchen
Sprache in den Wahnsinn getrieben
geblieben nichts, was sich zum Bleiben lohnt
entthront der Verstand.

Versteh jetzt das Sehen des Unsichtbaren
keine Waren zum Fassen oder Halten
gestalten das Nichts aus tausend Seelen
sich vermählen mit dem Augenblick
und kein Zurück mehr, keine Schau nach hinten.

Erst recht nicht nach vorn,
verlorn ginge ich mir wieder
verschwör mich dem Sein
seiend jetzt und frei in der Liebe
kein Denken, dass es auf immer so bliebe
es triebe mich wieder so endlos fort.

Kein Sehnen, kein Hoffen
betroffen nur vom Moment
der allein kennt sich aus in der Welt
die voll erhellt den Frieden hat
und kein Blatt mehr braucht
um es vorzuhalten.

Entfalten kann sich hier mein Wesen
und ohne Reifen ums Herz endlich genesen.

Sonntag, 10. Mai 2015

Wichtig

Je wichtiger wir Menschen uns nehmen, umso deutlicher wird uns vom Leben gezeigt, wie wenig wichtig wir sind.

Panta Rhei - Alles fließt



Welch geniale Erkenntnis und doch zur hohlen Phrase verkommen. Nur in Köpfen geparkt, um den eigenen Bildungsstand anzuzeigen, sich klug oder gar weise zu geben. Weil sie im eigenen Kopf herumliegt, ist sie noch lange nicht verinnerlicht. Der Gewöhnlichkeit zum Fraß vorgeworfen und unverdaut ausgeschieden. Aber eben- weil alles fließt, gibt es eine nächste Chance: wieder trifft diese Erkenntnis der Ahnen auf die modernen Köpfe, immer und immer. Bis Einer durchlässig ist. Er nimmt das Fließen im eigenen Körper wahr, seine Seele darf fühlen, erwachen im bewussten Sein und er versteht ohne Verstand: Leben findet im Spannungsfeld von Plus und Minus statt. Ständiger Aufbau, ständiges Binden, ständig Zerfall und Entbinden. Und das Menschlein ist Teil des Lebens, mittendrin und sinnlos sein Wehren, das sich Gegen-Stemmen, denn alles muss fließen.
Keine Kraft aufwenden, sie nutzen; in ihrem Strom sein, das Strömen als Schwung fühlen und sich schwingen lassen – dorthin, wo das Leben es will. Egal, ob der Verstand es fassen kann, lass die Vernunft empört aufschreien. Es ist, wie es ist. Alles schon geschehen, noch bevor der Kopf es mitbekommt. Auf diese Weise, endlich, zum Vertrauen gelangen. Nicht zu jemandem, nicht zu etwas. Was zu fassen ist, zerfällt, Menschen verschwinden. Ins stete Fließen sein Vertrauen gießen.