Junges Bleiben, also ewig ein Junges sein? Pubertierend,
kindisch, dem eigenen kleinen Tyrann unterworfen? Ich glaube, Mensch kann nur
jung werden. Ich treffe so oft auf, nach Jahren jungen, Menschen, die sind
uralt im Denken. Festgesteckte Sichten auf die Welt und ebensolche Ziele fürs
Leben. Da bleibt kein Raum für Murmeln im Kopf, die munter herumrollen und
alles neu ansehen können bzw. neu angesehen werden. Das klingt wie ein
Verurteilen, doch ich meine das nicht so streng. Ich weiß genau, wie ich als
20Jährige daherkam. Mit welch fantastischen Sätzen warf ich um mich, verhöhnte
die Alten ob ihres Weltbildes und wusste alles besser. Doch im Innern war ich
unsicher. Ich konnte es mir einfach nicht erlauben, über mich zu lachen, meinen
Blick auf die Welt täglich zu verändern, je nach Erfahrenem neu zusammen zu
setzen oder eben auch mal etwas offenen Ausgangs zu lassen. Ich stand auf stets
schwankendem Boden, dem Unwissen machtlos ausgesetzt. Mir scheint, als wäre es
natürlich, im Kopf jünger zu werden im Sinne von lebendiger, je älter man wird.
Den Geist öffnen, sich selbst widersprechen, weil es neue Einsichten gibt,
neugierige Blicke auf Unsichtbares zu werfen – für das alles braucht es wohl
doch ein gewisses Maß an Lebensjahren und die berühmten durchlebten Höhen wie
Tiefen. Sich selbst vertrauen können und schon oft erlebt haben, dass vieles
und viele (einschließlich ich selbst) viel zu wichtig daherkamen, um
letztendlich als Bagatelle zu enden.
Auf der einen Seite sind wir Menschen ja nur winzige Rädchen
im Getriebe der Ewigkeit, so dass es recht sinnlos erscheint, sich das Leben
mit hohen Problemtürmen schwer zu machen. Auf der anderen Seite sind wir Rädchen,
die sich eben drehen müssen; immer und immer wieder, wenn sie im Lauf der
Geschichten mitmachen möchten und nicht durch Festhalten kaputt gehen.
Also ich befinde mich mit meinen 58 Jahren genau im
richtigen Alter, um das junge Denken zu trainieren. Mit den Augen aus der
frühesten Kinderzeit will ich auf mein Umfeld schauen und so lebendig werden.